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Wir fordern den Stopp der Ausbaupläne Kraftwerk Kaunertal

Klimaschutz und Naturschutz müssen Hand in Hand funktionieren – davon sind der WWF Österreich und die Alpenvereine in Deutschland und Österreich überzeugt. Die Pläne der Tiroler Wasserkraft AG zum Ausbau des Kaunertalkraftwerks stehen diesem Grundsatz entgegen. Der Ausbau des Wasserkraftwerks zerstört Lebensräume und Artenvielfalt und verschärft die Wasserknappheit in der Region. Die Verbände fordern deshalb den Stopp der Ausbaupläne.


Bild: Platzertal - Erweiterung Kraftwerk Kaunertal. (c) WWF/Sebastian Frölich


Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) plant den großflächigen Ausbau des bestehenden Wasserkraftwerks im Kaunertal. Vier Wildbäche sollen dafür zum Teil aufgestaut und durch unterirdische Stollen in den Gepatschstausee abgeleitet werden. Von dort wird das Wasser in den neu angelegten Stausee im Platzertal gepumpt. Wichtige Lebensgrundlagen für Natur, Landwirtschaft, Tourismus, Industrie und Bevölkerung im Ötztal drohen zerstört zu werden.
Gravierende Auswirkungen auf großer Fläche
Die Genehmigung der Ausbaupläne hätte nicht nur weitere jahrelange Großbaustellen im Hochgebirge zur Folge. Sie bedeutet auch massive irreversible und flächenhafte negative Auswirkungen auf die alpine Landschaft, die Biodiversität, alpine Lebensräume und den Wasserhaushalt in der Region.

„Die Ableitung der Gletscherflüsse zerstört extrem wichtige Flusslebensräume“, erklärt Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin des WWF Österreich. “Wir haben nur mehr sehr wenige dieser intakten Gletscherbäche und -flüsse. Daher haben das Umweltministerium und der WWF schon Ende der 1990er Jahre die Venter- und die Gurgler Ache als Flussheiligtümer ausgewiesen, die unbedingt erhalten werden sollen”, so Urbanek.

„Durch die Erschließung des Platzertals wird ein Naturjuwel mit einem vielfältigen, alpinen Lebensraum für immer zerstört. Das Platzertal ist ein bislang nahezu unberührtes Hochtal, in dem eine Vielfalt an Lebensformen vorherrscht und viele geschützte Tier- und Pflanzenarten einen ihrer letzten intakten Rückzugsorte in den Alpen finden“, sagt Clemens Matt, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins. Nicht zuletzt wird durch die Zerstörung der Moorflächen vor Ort ein wichtiger Verbündeter im Klimaschutz zunichtegemacht: Moore bieten nicht nur Lebensraum, sondern sie binden und speichern auch effektiv CO2.

Neben gravierenden Auswirkungen auf Natur und Biodiversität würden die zusätzlichen Wasserableitungen die Wasserknappheit im Ötztal verschärfen. „Der vergangene Sommer hat bewiesen, dass es schon jetzt durch den Klimawandel zu Engpässen in der Wasserverfügbarkeit kommt. Und dieses Problem wird sich mit dem voranschreitenden Gletscherrückgang extrem verschärfen“, prognostiziert Tobias Hipp, Gletscher- und Naturschutzexperte beim Deutschen Alpenverein. 60 bis 80 Prozent des Abflusses von Venter und Gurgler Ache sind aktuell in den Sommermonaten auf die Schnee- und Gletscherschmelze zurückzuführen. Bis Mitte des Jahrhunderts werden die Ötztaler Gletscher größtenteils abgeschmolzen sein. Damit fehlt dem Ötztal eine riesige Wasserreserve. „Es wird ohnehin zu Nutzungskonflikten kommen. Bei diesen Prognosen ist es absurd, zusätzlich Wasser für die Wasserkraft zu entziehen“, so Hipp. 

Verschärfend kommt hinzu, dass für die derzeit im Bau befindliche Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz die Wildflüsse Fisch- und Winnebach abgeleitet werden, die ebenfalls in die Ötztaler Ache fließen. Der Wasserentzug in der Region summiert sich also. Dabei gilt das hintere Ötztal schon heute als sogenanntes inneralpines Trockental.

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