Jede Jahreszeit hat ihre einzigartigen Seiten. Der Herbst kann mit seinen kunterbunten Farben überzeugen, jedoch hat er auch die eine oder andere Tücke, die man vor Beginn seiner Tour in Betracht ziehen sollte. Entdecke jetzt unsere Expertentipps.
Die Tage werden kürzer
Wir haben es in den letzten Wochen alle gemerkt: Die Sonne geht später auf und sie geht zunehmend früher unter. Derzeit (Mitte Oktober) ist der Sonnenstand bereits vergleichbar mit Mitte Februar. Einzig die Sommerzeit beschert uns noch eine Stunde mehr Tageslicht, aber damit wird es Ende des Monats auch vorbei sein. Dann ist es in Ostösterreich bereits um ca. 17:00 finster. Das musst du bei der Tourenplanung berücksichtigen: Entweder du startest zeitiger, oder du wählst kürzere Touren, oder du nimmst eine Stirnlampe mit, um die letzte Phase deines Abstiegs im Kunstlicht zu absolvieren.
Norden ist anders als Süden
Sonne auf der einen Seite, Schatten auf der anderen. In unseren Breiten bekommen alle nach Norden ausgerichteten Hänge über 30 Grad Neigung ab Ende Oktober für den Rest des Herbstes und im Winter bis Mitte Februar keinen einzigen Sonnenstrahl mehr ab. Diese Bergseite präsentiert sich daher zunehmend und anhaltend winterlich: Schnee bleibt liegen, die Luft ist frisch bis kalt (außer bei Föhn), feuchte Erde trocknet nicht mehr auf, verliert dadurch an Festigkeit und ist rutschig und dementsprechend tückisch. Bei Minusgraden braucht es nur ein kleines gefrorenes Rinnsal und das Eis überdeckt deinen Weg. All das kann herausfordernd bis gefährlich sein und erfordert die richtige Herangehensweise.
Die Blätter fallen
Im Herbst können wir uns im Laubwald mancherorts in eine meterhohe Blätterdecke fallen lassen. Sicher eine lustige, fotogene Einlage für Klein und Groß auf deiner Wanderung. Blätter haben aber auch ihre Tücken, zum Beispiel, wenn sie auf deinem Weg den Boden und damit alle Stolperfallen überdecken. Du siehst keine Wurzeln, keine Äste, keine Steine, kein Geröll mehr. Sei dir dieser Situation bewusst und taste dich mit entsprechender Vorsicht durch diese Wegstrecken hindurch. Außerdem können trockene Laubflächen, aber auch abgestoßene Nadeln von Föhren auf festem, geneigtem Untergrund wie Schmierseife wirken. Darauf solltest du vorbereitet sein und deinen Schritt entsprechend setzen. Viel Laub kann auch den Wegverlauf schwierig erkennbar machen, halte daher gezielt Ausschau, damit du nicht vom Steig abkommst.
Altschnee
Das Thema Altschnee beschäftigt uns nicht nur im Frühsommer, sondern auch im Herbst. Der erste Schnee fällt meist auf noch nicht gefrorenen Boden und bleibt daher auch nicht liegen. Heuer Mitte September ist nicht nur sehr viel Regen, sondern auch so viel Schnee gefallen, dass sich dieser in den Mittel- und Hochlagen vielerorts erhalten und verfestigen konnte. Du musst also insbesondere in den abgeschatteten Bereichen mit Altschneefeldern rechnen. Diese können, da die Tage bereits kürzer und die Nächte länger sind, hartgefroren und entsprechend gefährlich sein. Packe also sicherheitshalber Steigeisen oder, wenn die Tour durch weniger steiles Gelände führt, zumindest Snowspikes ein.
Schließungen beachten
Hütten, Wege und Klettersteige sind immer saisonal zu beurteilen. Hochgebirgshütten sind nur bis September geöffnet, dann kehrt Winterruhe ein. Im Mittelgebirge läuft die Saison meist bis in den Oktober hinein, je nachdem, wann der erste Schnee kommt und den Menschen das genussvolle Wandern vermiest. In tieferen Lagen, wie zum Beispiel im Wienerwald, haben Hütten auch im Winter offen, aber nicht unbedingt an allen Wochentagen. In Ostösterreich müssen in manchen Regionen die Hütten während der Jagdsaison (Mitte September bis Mitte Oktober) vertragsbedingt schließen und machen unter Umständen danach wieder auf. Erkundige dich daher vor jeder Tour, ob die von dir angepeilte Hütte tatsächlich die Türen für dich offenhält.
Wege unterliegen in der Regel keinen Sperren (auch keinen Jagdsperren), außer wegen Schäden und Instandhaltungsarbeiten. Anders schaut es bei Klettersteigen aus. Diese können gesperrt sein, auch weil die Stahlseile abschnittsweise abmontiert werden, damit sie im Winter nicht vom Schneedruck und von Lawinen beschädigt und sogar weggerissen werden. Auch hier lohnt sich also eine vorherige Recherche, um nicht vor bösen Überraschungen zu stehen. Anmerkung: In den Wiener Hausbergen sind Wintersperren von Klettersteigen eher die Ausnahme (Falkensteinwand bei Krampen, Spielmäuer bei Wegscheid).
Csaba Szépfalusi, Bergsportreferent des Alpenvereins Edelweiss, wünscht dir, mit diesen Tipps ausgestattet, erlebnisreiche und sichere Unternehmungen in der für viele schönsten Wanderzeit des Jahres.