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Mit Zwerg am Berg 1

Blog von: Romy Pexa

Mit Zwerg am Berg
Wie man Stiegen, Schweinehündinnen und andere Hindernisse überwindet

Teil 1: Wandern mit Baby oder Kleinkind: wie, wer – und warum überhaupt?
Frauen sind nicht nur Mütter. Aber (viele) auch. Das hat nicht nur für bergsportliche Aktivitäten Konsequenzen, aber auch – und zwar gewaltige! Wer selbst schon mit Babybauch, Kinderwagen, Bauch- oder Rückentrage abseits brettlebener asphaltierter Spazierwege unterwegs war, weiß, was ich meine.

Da hat man also monatelang eine wachsende „Babykugel“ vor sich hergetragen, hat erlebt, wie sich mit zunehmendem Taillenumfang der Bewegungsumfang verringert und schließlich als frischgebackene Babymama die Phase hinter sich gebracht, in der man nur das eine will: schlafen. Dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, zu dem selbst die begeistertste Jungmutter auch wieder was von ihrem früheren Leben zurückhaben will; bei (berg-)sportlich aktiven Frauen eher früher als später. Also raus ins Grüne, den Nachwuchs umgeschnallt oder vor sich hergeschoben!

Viel Grün in Wien!

Vor allem beim ersten Kind folgt oft eine herbe Enttäuschung. (Beim zweiten, dritten ... weiß man ja schon, was einem bevorsteht.) In Anlehnung an den alten Ammenspruch „Der Bauch braucht neun Monate, bis er kommt, und neun Monate, bis er geht.“ muss man als sportbegeisterte Mama frustriert ergänzen: „Und die Kondition ist zweimal neun Monate weg. Mindestens.“ Der Erfolg diverser Trainingsangebote für Mütter mit Babys hält sich in Grenzen, Wundermittel gibt's leider keine. Tipps und Tricks, wie man die ersten Ausflüge mit dem Winzling möglichst angenehm gestalten kann, schon.

Für alle Frauen, denen das Abenteuer, mit Baby oder Kleinkind die (Berg-)Welt zu erkunden, noch bevorsteht, habe ich einige Anregungen zusammengetragen. Diejenigen, die diesen Lebensabschnitt ihrer Sprösslinge schon hinter sich haben, werden vielleicht feststellen, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Oder auch ganz andere (dann bitte zur Ergänzung dieses Beitrags an die „Frauenseilschaft“ schicken).

Warum?
Fangen wir mit „Warum überhaupt?“ an. Warum sollte man sich die Mühe einer ausgedehnteren Wanderung machen, statt einfach nur gemütlich zum nächstgelegenen Spielplatz zu schlendern? (Mit dieser rhetorischen Frage spreche ich vor allem die Mütter an, deren Bewegungsbedürfnis dagegen ankämpft, sich von der inneren Schweinehündin unterkriegen zu lassen.) Immerhin hat der Spielplatz ums Eck beachtliche Vorteile: 1. Man muss nicht weit gehen. 2. Man kennt ihn gut und erlebt keine (unangenehmen) Überraschungen. 3. Man trifft immer Mamas, mit denen man sich unterhalten kann.

Gegen den nächsten Spielplatz spricht: 1. Man muss nicht weit gehen. Jawohl, das ist ein Nachteil! Gehen zählt zu den wenigen sportlichen Betätigungen, die man relativ einfach gemeinsam mit Baby oder Kleinkind ausüben kann – und hilft dabei, die Kondition wieder auf- sowie überzählige Kilos abzubauen. 2. Man kennt den Spielplatz gut und erlebt keine (also auch keine angenehmen) Überraschungen. Es stimmt schon, dass sogar bekannte Wanderungen mit Kinderwagen unerwartete Erlebnisse mit sich bringen. (So lang? So steil? War diese Stiege wirklich immer schon da?) Andererseits wird immer das Gleiche auf Dauer verdammt langweilig.

Wagerl-Workout.

Wer?
Aber gegen das dritte Argument – Mamas, mit denen man sich unterhalten kann – spricht doch nichts, oder? Nein, nur kann man die ja mitnehmen. Oft ist es so, dass andere „Babymamas“ sogar froh darüber sind, wenn eine die Initiative ergreift und eine – kurze! – Wanderung vorschlägt. Das Angenehme bei Müttern kleiner Kinder als Mitwandernde: Sie kennen die Routine Schlafen-Schreien-Stillen-Wickeln-Schlafen-... selbst zur Genüge und sind nicht so schnell davon genervt. Und sie haben auch unter der Woche Zeit. (Zumindest in den ersten Lebensjahren des jüngsten Familienmitglieds ist es hierzulande ja meist so, dass die Väter arbeiten gehen und die Mütter zu Hause bleiben. Aber das ist ein anderes Thema ...)

Andererseits hat es auch Vorteile, wenn jemand dabei ist, der nicht ebenfalls beide Hände am Kinderwagengriff hat oder eine Trage umgeschnallt. Man kann sich die Last teilen (eine schiebt, einer trägt – oder eine nimmt den Rucksack, der andere die Trage) und Touren mit Hindernissen wie Stiegen oder Zäunen leichter meistern (dazu in Teil 2). Als tatkräftige Begleitende erweisen sich oft nicht nur die Väter, sondern auch Großeltern oder Freundinnen, die schon etwas ältere Kinder haben. Manchmal findet sich aber absolut niemand, der mitgehen kann oder will.

Ein Wagen mit 1 PS (= Papa-Stärke).

Wie?
Dann ist es umso wichtiger, dass das „Wie?“ passt. Damit ist die Beförderung des Nachwuchses gemeint, sowohl bei der Anreise zum Wanderziel als auch beim Wandern. Für all jene, die nicht ohnehin draußen im Grünen wohnen, stellt sich die Frage: Auto (das eigene bzw. das von Mitwandernden) oder Öffis? Sollte das Baby zu der seltenen Spezies gehören, die beim Starten des Motors die Augen schließt und sie erst wieder aufmacht, wenn der Motor abgestellt wird (meist mit dem Nachteil verbunden, dass Fahrtunterbrechungen mit Protestgeschrei quittiert werden), ist das eigene Fahrzeug das Mittel der Wahl. Natürlich hängt es auch davon ab, ob man generell Auto- oder Öffi-Fahrten als stressiger empfindet.

Prinzipiell sind öffentliche Verkehrsmittel für den Transport von Babys und Kleinkindern ideal. Man erspart sich, den Kinderwagen in den immer zu kleinen Kofferraum zu zwängen, und muss als Autofahrerin nicht die Aufmerksamkeit zwischen Kind und Straßenverkehr teilen. Wenn man Glück hat (ich gehe jetzt mal von Wiener Verhältnissen aus), wartet man weniger als eine halbe Stunde auf die nächste Niederflur-Straßenbahn oder findet kinderfreundliche Mitmenschen, die dabei helfen, das Wagerl in eine nicht kinder(wagen)freundliche Straßenbahngarnitur zu hieven.

Wer bei der Nutzung öffentlicher Busse zu den Glücklichen zählt, erwischt einen Wagen, in dem weniger als drei andere Kinderwagen stehen, sonst darf man nämlich nicht rein. Dieses Problem tritt natürlich auch auf, wenn mehr als drei Mamas gemeinsam mit Kinderwagen anreisen. Die Lösung? Auto, Trage oder zeitlich versetzte Anfahrt und „Zusammenwarten“ am Ausgangspunkt der Wanderung (mehr dazu in Teil 2). Oder aber, man wählt eine leichter öffentlich erreichbare Tour.

Als äußerst hilfreich bei der Planung einer Wanderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erweisen sich diverse Apps, denen man nicht nur Ein- und Aussteigestellen, sondern ebenso Wartezeiten (auch auf die nächste Niederflur-Bim) entnehmen kann. Bei weiter entfernten Ausflugszielen empfiehlt es sich dringend, schon davor die Fahrpläne von Bussen oder Zügen für die Hin- und Rückfahrt anzusehen – inklusive des „Kleingedruckten“, das darauf hinweist, ob die gewünschte Verbindung täglich, nur an Werktagen, nur an Schultagen oder ... besteht.

Gewisse Probleme bei der Fahrt erspart man sich, wenn man mit Trage unterwegs ist. Worauf man bei deren Kauf achten muss, wäre ein eigenes Thema, also nur das Wichtigste in Kürze: Die Babytrage für die ganz Kleinen sollte ergonomisch geformt sein. Für die kalte Jahreszeit empfiehlt sich ein wetterfester Schutz zum Drüberziehen, in dem auch die Beine Platz haben. Zur Alternative Tragetuch: Das verrutscht beim Wandern leichter, und durch den breiten Stoffstreifen schwitzt man schneller. Für Kinder, die schon stabil sitzen können, ist eine Rückentrage optimal; sie sollte ein (abnehmbares) Sonnendach haben und natürlich ebenfalls den ergonomischen Bedürfnissen entsprechen – auch denen der Trägerin!

Die „Passagierin“ bleibt trocken.

Stimmt die Ergonomie nicht, ist der Weg zu lang bzw. das Kind zu schwer, sind Rückenschmerzen vorprogrammiert. Spätestens dann zieht auch ein eingefleischter Trage-Fan den Kinderwagen in Erwägung. Wer mit diesem fahrbaren Untersatz auf einen (kleinen) Berg will, braucht ein geländegängiges Wagerl mit großen luftbereiften Rädern – und mit Bremse, damit man auch wieder sicher runterkommt. Dreirädrige Modelle sind toll zu Joggen, allerdings auf nicht ganz ebenen Wegen eher instabil. Der zwischen den Rädern befestigte Kinderwagenkorb ist als Stauraum für größere Gepäckstücke wie Rucksack oder Picknickdecke praktisch; sind aber größere Steine, Wurzeln oder Äste am Weg, sitzt man damit leicht auf.

Also den Korb abmontieren – aber wo gibt man dann die Sachen hin, die normalerweise dort verstaut sind? Und was davon braucht man wirklich mit? Mehr dazu in Teil 2.

Berglerin: Romy Pexa
Alle Fotos © Romy Pexa

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