Bergwaldprojekt Innervillgraten II
(im Bergsteigerdorf Innervillgraten im Villgratental; mehr Villgraten geht nicht, echt nicht)
Da ja Innervillgraten I im Mai nicht zustande kam (zu kalt und viel Schnee) musste halt Innervillgraten II herhalten.
Unsere Projektleiterin Natascha, hatte im Vorfeld alles perfekt organisiert und so wurde nach einer gründlichen Einschulung durch den örtlichen Waldaufseher Sebastian ab Montag, den 22.05.2023 wild drauf los gepflanzt.
Bereits am Ende des ersten Tages, konnten alle Teilnehmer*Innen den Unterschied zwischen Lärchensetzling, Fichtensetzling und Zirbensetzling mit den Handoberflächen fühlen, wenn nicht sogar aus ca. 2cm Entfernung erahnen.
Zur Info: der Zirbensetzling hat einen ziemlichen Wuschelkopf und der Lärchensetzling schaut eher wie ein verhungertes Palmkatzerl ohne Palmkatzerl aus. Das Dazwischen nennt man in unserem Fall Fichtensetzling. In dem Zusammenhang ist mir jetzt ein Sketch von Monty Python eingefallen: The Larch; aber das ist eine andere Geschichte.
Wir bepflanzten einen durch Windbruch und Borkenkäfer entwaldeten Schutzwald. D.h. wo wir waren war eigentlich kein Wald, es wird erst wieder in ca. 50 Jahren sowas ähnliches wie Wald sein. Bis dorthin müssen wohl die quergeschlägerten Totbäume die Schutzfunktion übernehmen.
In Bezug auf Borgenkäfer gibt es so interessante Arten mit so lieblichen Namen wie den Buchdrucker und z.B. den Kupferstecher. Fachleute schaffen die Unterscheidung, wir nicht.
Im ca. 30 Grad steilem Gelände war durchaus Trittsicherheit mit ordentlichen Bergschuhen gefragt. Überhaupt dort wo außer ganzen Baumstämmen das entastete Klumpert haufenweise herumlag. Teilweise hatte das Gelände auch mehr als 40 Grad (Hans Müller hat nachgemessen und Hans Müller hat sich noch nie vermessen, da sei seine Apple-Watch vor).
Dem Grunde nach war und ist das Pflanzen eine einfache Arbeit. Mit der Wiedehopfhaue (auch Kulturhaue genannt) ein nettes Loch bzw. eine nette Grube gehaut, Setzling nach dem Beschneiden der Wurzeln eingebettet, rundherum die Erde verdichtet und weiter geht es.
Wenn da nicht die Steilheit des Geländes wäre.
Aber immerhin haben wir in vier langen Arbeitstagen insgesamt 5050 (in Worten: fünftausendundfünfzig) Setzlinge beerdigt (pardon), eingesetzt.
Zu den Arbeitsflächen fuhren wir entweder mit unserem Edelweiss-Tourbus, bzw. hat uns Sebastian mit der Gemeindepritsche und Ludwig mit dem FF-Auto für Atemschutz kutschiert.
Mitte der Woche hat Vizebürgermeister Christof für uns eine Kultur und Handwerkswanderung organisiert. Wir waren in der Dorfschmiede (nichts gekauft), bei der Wollverarbeitung (eigentlich viel gekauft), in der Glasbläserei (nichts gekauft) und im (viele Sterne) Gannerhof hat uns der Chef persönlich seine Hausmühle samt Produktverkostung vorgeführt (nichts gekauft aber ordentlich "geschmatzt").
Ganz spannend haben wir das "Dorf-Lädele" (viel gekauft) gefunden. Quasi ein Selbstbedienungssupermarkt, ausschließlich mit einheimischen Produkten befüllt. Der Gag dabei: niemand ist im Verkaufsraum – also wirkliche Selbstbedienung und Wechselgeld im Körberl. Wird vermutlich nicht überall funktionieren.
Natürlich waren wir auch auf der Ober- und Unterstalleralm. Hat leider ordentlich gewaschelt.
Sollten aber jemanden die Almen bekannt vorkommen, so liegt es daran, dass sich die Tirolwerbung vor allem die Oberstalleralm als Werbesujet für den Tiroltourismus gekrallt hat.
Gewohnt haben wir im Friedl-Mutschlechner-Haus (Selbstversorgerhütte - Eigentlich Selbstversorgerhaus).
Gehört dem Alpenverein Südtirol, liegt aber in Österreich. Zimmer mit Stockbetten und ein Riesenlager. Sehr gute Infrastruktur. Verköstigt hat uns mit Frühstück und Jause die Pension "Mühlmann & Schön" (hervorragend!!!). Zu Abend hat uns das "Alfonsstüberl" mit dreigängigen Menü die Bäuche gefüllt (ebenfalls hervorragend!!!).
Erwähnen möchten wir noch die herzliche Aufnahme, die hervorragende Versorgung und die ausgezeichnete öffentliche Anbindung.
Und natürlich danken wir allen unsere Teilnehmer*Innen die mit vollem Einsatz, Freude und akuter Wiederkommenwollenabsicht "voi dabei" waren. Nebenbei haben wir einige Teilnehmer*Innen von anderen, vergangenen Projekten eh gekannt. Sogenannte Wiedergänger oder Wiederholungstäter.
Wir waren auch im Ortsteil Kalkstein, bekannt durch den Konflikt „Jagd versus Wilderei“. Eine Tragödie von beinahe biblischen Ausmaß und immer noch nicht aufgearbeitet.
Das allerdings das Kruckenkreuz am Pfarrhaus von Maria Schnee die Zeit bis jetzt überdauert hat irritierte.
Den die Erklärung zum Symbol des Austrofaschismus könnte meiner Meinung aussagekräftiger sein.
Nun denn, vielleicht bis nächstes Jahr
Rainer
+
Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl