Tja laut den Wetterprognosen im Vorfeld hätte man die Wochentour absagen sollen, wie gesagt hätte man. Aber den Mutigen gehört die Welt und so sind wir es angegangen.
1. Tag: Jene die schon um 10:00 in Virgen waren, durften den ersten Tag gleich mit "Regenzeug an/Regenzeug aus Regenzeug an/Regenzeug aus usw." erlebnisreich gestalten. Übung schadet nie. Abgesehen von den ca. 1300hm bis zur ersten Übernachtung auf der Zupalseehütte. Alle die erst am Montag im Laufe des Tages nach Virgen fanden, konnten am Nachmittag die Auffahrt zur Wetterkreuzhütte mit dem Hüttentaxi genießen. Da waren es nur mehr ca. 300hm. Noch dazu es bei der Abfahrt in Virgen schüttete und wir das Regenzeug noch im Schutze der Bäckerei Joast anlegen konnten und es von der Wetterkreuzhütte bis zur Zupalseehütte aber dann doch nicht brauchten. Quasi trocken. Zumindest von oben.
2. Tag: Die Wetterprognosen blieben "nass". Somit gingen wir die verkürzte Tour, quasi unten "umadum" über Steinkassee zur Lasörlinghütte. Abmarsch war im Regenzeug, aber wie von Zauberhand verschwanden die Niederschläge in den unendlichen Weiten der meteorologischen Unwägbarkeiten und am Steinkassee haben wir Ölzeug und Südwester abgelegt. Quasi trocken.
Quasi ist übrigens derzeit das Lieblingswort von Thomas. Kommt bei ihm dauernd vor. Man bringt es dann irgendwann nicht mehr aus dem, quasi, eigenem Sprachzentrum. Die ganz Tüchtigen haben noch einen kleinen Abstecher auf den Gosachkofel gemacht, die anderen ganz Tüchtigen sind direkt zur Lasörlinghütte gewandert.
Da die ganz Tüchtigen offensichtlich immer noch nicht ausgelastet waren, erklommen sie Nachmittag noch die Hofspitze. Da sind sie allerdings im Abstieg ziemlich nass geworden.
3. Tag: Im Plan wäre eine Lasörlingüberschreitung gewesen. Wetterspezifisch war allerdings Schnee etc. angesagt, also Planänderung und mit der ganzen Truppe über das Prägarter Törl und Mittagskogele zur Lasnitzen(alm)hütte. Das Törl war auch in die Rubrik "spannend" einzuordnen. Interessante Mischung aus Stahlseilen und einem Hanfseil.
Und Schnee, oder wenigstens Nebel samt ordentlichem Graupelschauer.
Beim Abstieg in die Lasnitzen ist unsere Christine leider ausgerutscht und hat sich beim Abstützen (wie sich im Spital später herausstellte) die Speiche der linken Hand gebrochen. Das wussten wir da noch nicht, aber wir bandagierten die linke Hand und stellten mittel Dreieckstuch eine gewisse Schonhaltung her. Christine konnte wenigstens ohne große Schwierigkeiten bis zur Lasnitzen(alm)hütte weitergehen (die Bachdurchquerung erwähne ich vorsichtshalber mal nicht). Der Hüttenwirt (selbst Bergrettungsmitglied) hat nach unserer Einmeldung (das Handgelenk begann nämlich größer zu werden, quasi anzuschwellen) die Rettungskette in Gang gesetzt. Die so alarmierte Bergrettung kam interessanterweise mit einem Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr. Das legt die Vermutung nahe, das im Virgental alle Einwohner zeitgleich Teil der Bergrettung, der FF, der Trachtenkappelle, dem Verschönerungsverein usw. sind. Also eh alle überall dabei. Christine wurde quasi abtransportiert, ihre Freundin Evelyn ist mit, da ja ein Rucksack mit einer Hand usw. quasi mehr Schwierigkeiten als Freude bereitet (sofern ein 5 Tagerucksack überhaupt Freude bereitet). Die Truppe schrumpfte somit von 12 auf 9 da ja eine Teilnehmerin schon von Beginn an abgesagt hatte.
4. Tag: Die ganz Tüchtigen ließen es sich jetzt doch nicht nehmen, von der Lasnitzen(alm)hütte aus, den Lasörling anzugehen. Sehr brave 1200hm über Stein und Geröll.
Die anderen ganz Tüchtigen zogen eine nette Runde über den Muhsweg zur Berger-See Hütte und zurück vor. Waren auch brave 700hm samt einer sumpfigen Seeumrundung. Außerdem hat unser Hans noch schnell mal mit seinem IPhone ein Schneefeld vermessen.
Am Rückweg hatten wir seltsame Begegnungen auf dem doch etwas schmalen Pfad. Erstens ein Motorrad als Versorgungsfahrzeug für die eigentlich nur mit Hubschrauber zu versorgende Berger-See Hütte inkl. Wassermelone am "Packlträger" (leider kein Foto) und zweitens eine geführte Reitertour. Die Geführten Reiter erkennt man am Helm, den Führer am Cowboyhut.
Offensichtlich kann einem Führer zu Pferde nix passieren. Die Geführten machten meiner Meinung nach, nicht unbedingt einen entspannten Eindruck. Was allerdings geschieht, wenn Motorrad und Reiter einander am Pfad begegnen, hätte uns sehr interessiert.
5. Tag: Der Tag begann mal nicht so toll. Unser Hans hat des Morgens entschieden, dass er auf Grund von div. Kreislaufproblemen etc. ins Tal absteigt und die Tour abbricht. Er hatte offensichtlich die ganze Nacht kein Auge zugemacht und div. Verdauungsprobleme rundeten seinen Allgemeinzustand negativ ab. Natürlich habe ich ihn ins Tal hinunterbegleitet. Man weiß nie. Die Hüttenchefin hat uns dankenswerterweise mit dem Auto mitgenommen, sie hatte sowieso einiges zu besorgen. Nochmals Danke dafür. Wir waren so zeitig in Prägarten, dass es sich für Hans, trotz diverser Umsteigeaktion, mit Öffis bis 17:00 Uhr nach Wien ausgegangen ist. Die Magenverstimmung hat sich am folgenden Tag auch verflüchtigt und alles war für ihn wieder gut. Ich schaute allerdings dazu, dass ich wieder von Prägarten zum Talschluss nach Ströden/Hinterbichl kam um die Tour von dort mit einem Aufstieg zur Reichenberger Hütte fortzusetzen. Dort war der Treffpunkt mit den verbliebenen Sieben ausgemacht. Weil jetzt waren wir ja insgesamt nur mehr acht. Den Aufstieg von Ströden/Hinterbichl gestaltete ich durch aus flott in Netto vier Stunden über Islitzer-Alm, Großbachtal und über die Bachlenke zur Reichenbergerhütte. Ab Islitzer-Alm die ersten 600hm über die Forststraße des Grauens!!! Die letzten 300hm (von insgesamt ca. 1300hm) waren dann auch eher "zach". Wenigsten kam ab der Bachlenke die Hütte in Sicht. Immerhin habe ich es 45min vor der Resttruppe hingeschafft. Die hatten auch ca. 1200hm zurückzulegen. Und gleich zu Beginn mal 750hm in einem Durch.
Die Spezialität der Reichenberger Hütte liegt im verköstigungsmäßig vegetarischem Bereich (samt Vortrag der Hüttenchefin zu Abend über das Wieso, Warum, etc., das Wetter, sowie eine kurze Einführung zum Thema "nimm gefälligst selber deinen Mist ins Tal"). Interessanterweise gab es aber als vegetarisches Frühstück auch Speck und Salami. Quasi Wurscht. Das technische Highlight sind allerdings die Duschen. Ein Euro für eine Minute. Das wäre noch nicht besonders erwähnenswert, aber das Handling: Euro einwerfen, Kabine betreten, Wasserhahn auf Rot (Warm) stellen, Schnürl ziehen, Uhr läuft, Wasser aufdrehen, shampoonieren, Schnürl ziehen, Uhr stoppt, Wasser abdrehen und so fort. Mit zwei Euros lässt sich aber durchaus ein achtsames Duschergebnis erzielen, mit einem Euro nur für Künstler. Außerdem hilft ein verlängerter Arm zum Geldeinwerfen, oder ein/e Mitwirker/in. Denn merke: Nur mit Schnürl ziehen und ausreichend Guthaben fließt warmes oder gar heißes Wasser. Oder eben eiskaltes. Wie gesagt ein technisches Highlight.
6. Tag: der letzte Tag stand unter der eindeutigen Generalrichtung "runter". Bis "runter" waren es doch allerdings ca. 300hm "aufi" und anstrengende 1300hm "ouie". Und 15km. Also auch kein Lerchenschass.
Nach den Umbalfällen haben wir die Islitzer Alm angesteuert um bei Kaffee und Kuchen die Woche ausklingen zu lassen. Jedenfalls ist es sich für alle Öffi-Fahrer ausgegangen zeitgerecht nach Hause zu kommen und alles war gut. Quasi.
Tipp für die Islitzer Alm: Schokokuchen mit Vanilleeis. Quasi unschlagbar.
Fazit: Grundsätzlich war es schön. Am Start zu zwölft, nur zu acht zurückgekehrt. Ausfallsquote ca. 33%!!! Aber die meiste Zeit trotz widrigster Prognosen trocken geblieben.
Rainer
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Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl