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Die Multifunktionalität des Waldes

Wie können wir Interessenskonflikten entgegenwirken?
Messerückblick von Marilene Fuhrmann

Unser Wald ist wohl der Inbegriff für Multifunktionalität: Er bietet Lebensraum für zahlreiche Wildtiere und Pflanzen, Schutz vor Lawinen, Wind und Lärm, liefert wertvolle Ressourcen, hat damit einen hohen ökonomischen Wert und bietet uns Menschen Raum für Erholung. Dass es dabei auch leicht zu Interessenkonflikten kommen kann, liegt auf der Hand. Diese Thematik wurde im April 2023 im Zuge einer Podiumsdiskussion der Outdoor Sport & Bike Messe in Wieselburg diskutiert. Ziel war, Möglichkeiten für eine gemeinsame und nachhaltige Nutzung des Waldes zu erörtern. Diskutiert haben Gerhard Amler (Jagdportal), Andreas Duscher (Österreichische Bundesforste, ÖBf), Philipp Aschenbrenner (Österreichischer Alpenverein, ÖAV), Andreas Purt (Mostviertel Tourismus) und Barbara Pirringer (Mountainbikerin).


Im Gespräch haben sich einige Problemfelder herauskristallisiert:

- Der Nutzungsdruck steigt insgesamt, die Etablierung von E-Bikes bringt völlig neue Nutzergruppen mit sich. Die Tourismusbranche schafft Rahmenbedingungen dafür, braucht aber klare Regelungen mit Grundeigentümern.

- Das Mountainbiken zählt zu den Kernsportarten des ÖAV. Um dem Nutzungsdruck entgegenzuwirken, wurde ein neues Positionspapier ausgearbeitet. Es ist im Interesse des ÖAV, ein qualitativ aufgewertetes Netz an MTB-Strecken zu schaffen, das die Öffnung einiger Forststraßen erfordern würde (aber keine flächendeckende Öffnung). Die Sensibilisierung für den Schutz der Wildtiere hat dabei hohe Priorität.

- Die ÖBf müssen an sich schon unterschiedliche Interessen und Funktionen vereinen, die Großteils gesetzlich verankert sind. Die Wegesicherheit beschränkt z.B. die Freigabe mancher Forststraßen.

- Neben der Störung von Wildtieren können auch wirtschaftliche Interessen beeinträchtigt werden (z.B. Jagdpacht).

- Auf Seite der Mountainbiker wurde ein Mangel an Verständnis, Information und respektvoller Kommunikation betont – meist werden Negativbeispiele hervorgehoben.

Diese Problemfelder wurden breit diskutiert, wobei über mögliche Lösungsansätze weitgehende Einigkeit bestand.


Was braucht es also für vernünftiges Miteinander? 

- Eine Kommunikation auf Augenhöhe, um u.a. das Verständnis zu steigern, warum gewisse Wege gesperrt sind

- Die gemeinsame Erarbeitung von Konzepten, die positiv zur Akzeptanz und deren Erfolg beitragen kann

- Sensibilisierung, z.B. hinsichtlich der Zeiten, in denen der Wald betreten wird und der ausgewiesene Wege genutzt werden

- Ein flächendeckendes Netz an Wegen, die mit dem MTB genutzt werden dürfen – der illegalen Nutzung von Wegen entgegenwirken, Positivbeispiele heranziehen (z.B. Wienerwald)

- Lenkung durch Attraktivierung, Akzeptieren von Einschränkungen 

- Alternativen zu Forstsperrgebieten schaffen und diese auch kommunizieren, Gefahren müssen von Nutzer*innen erkannt werden

- Den Umgang mit anderen Nutzer*innen in Ausbildungen verankern (Bereiche Forst, Jagd, Bergsport)

- Relevante Informationen auf greifbare Weise bereitstellen, beispielsweise über ein Online Portal, in dem Wildruhezonen, forstliche Sperrgebiete etc. tagesaktuell abgerufen werden können